Normag Traktoren Geschichte

Die Normag Zorge GmbH und ihre Traktoren im historischen Überblick

Die Normag Zorge GmbH war einst einer der bedeutendsten deutschen Hersteller von Traktoren (Ackerschleppern). Auf dieser Seite erfahren Sie, wie Normag – ursprünglich in Nordhausen gegründet und später nach Zorge verlegt – mit Modellen wie dem Rohöl-Ackerschlepper, dem NG 22 und der Kornett-Reihe die Landwirtschaft der 1930er bis 1950er Jahre prägte. Lesen Sie mehr über die wechselnden Produktionsstandorte, die wichtigsten Normag-Traktoren und den Einfluss dieser Fahrzeuge auf die damalige Agrarwirtschaft.

Geschichte des Unternehmens Normag Zorge GmbH

Die ersten NORMAG-Schlepper basierten auf dem „Rohöl-Ackerschlepper“-Konzept (heißer Glühkopfmotor ähnlich dem Lanz Bulldog) und wurden von der 1885 gegründeten Nordhäuser Maschinenfabrik (Schmidt, Kranz & Co.) produziert​. In den 1930er Jahren ergänzte die Firma unter Dr. Karl Glinz ihr Angebot um diese kleinen Traktoren. 1937 erfolgte die Gründung der Normag GmbH als Tochtergesellschaft für die Schlepperfertigung​. Bis zum Krieg wurden unter anderem der 22-PS-Dieselschlepper NG 22 (ab 1938) und der NG 10 (ab 1941) gefertigt. 1942 stellte Normag wegen Treibstoffknappheit die Dieselmodelle ein und baute fortan den Holzgas-Schlepper NG 25 (Holzgasantrieb)​.

Mit Kriegsende 1945 standen die Normag-Werke in Nordhausen (später DDR) leer. Da der wichtigste Absatzmarkt im Westen lag, übersiedelte Betriebsleiter Hans-Karl Glinz mit Maschinen, Unterlagen und Fachpersonal nach Zorge in der britischen Besatzungszone​. Dort gründete man die Normag-Zorge GmbH und nahm bereits 1946 die Produktion des neuen 24-PS-Schleppers NG 23 auf, der dem Vorkriegsmodell NG 22 weitgehend entsprach​. Im Folgejahr 1947 wurde erstmals ein von Normag selbst entwickelter Motor im NG 23 K eingebaut, der im neu eingerichteten Zweigwerk in Hattingen (Ruhr) entstand​.

In den frühen 1950er Jahren baute Normag das Angebot weiter aus: 1949 kam der leichte NG 15 L hinzu, 1950 der NG 35 mit 35 PS​. Bis 1952 hatten sich die Typen C 10 (10 PS), Faktor I und Faktor II (kleine Ackerschlepper) sowie der Großschlepper NG 45 (45 PS) etabliert​. 1954 rundeten die Modelle Kornett I (12 PS) und Kornett II (18 PS) das Programm ab​. Infolge sinkender Verkaufszahlen übernahm 1955 der Orenstein & Koppel-Konzern (O&K) die Normag Zorge GmbH​. Unter O&K-Vorstand wurde 1956 eine völlig neue Traktorengeneration vorgestellt (Modelle N 12, K 15a, K 18a, F 22, F 30, NG 35 M, NG 45 L) – doch auch die zusätzlichen Typen K 13a und K 16b (ab 1957) konnten die Krise nicht stoppen​. Anfang 1958 stellte Normag die Traktorenfertigung endgültig ein. Die Ersatzteilversorgung der verbliebenen Normag-Schlepper wurde ab 1958 durch die Porsche-Diesel Motorenbau GmbH sichergestellt​.

Produktionsstandorte

Normag begann seine Schlepperproduktion im thüringischen Nordhausen. Ursprünglich war die Nordhäuser Maschinenfabrik (Schmidt, Kranz & Co.) vor allem Bergbau-Gerätehersteller, nahm aber 1930 den Normag-Ackerschlepper in sein Programm auf​. Nach dem Krieg lag dieses Stammwerk in der sowjetischen Besatzungszone, weshalb 1945 mit US-Armeehilfe ein neues Werk in Zorge (Harz, Westzone) aufgebaut wurde​.

1949 wurde die Traktorenentwicklung nach Hattingen (Ruhrgebiet) verlegt – hier entstand ein Normag-Zweigwerk für Motorenkonstruktion und Teilfertigung​. Das Normag-Hauptquartier zog 1952 nach Velbert/Langenberg (NRW), während die Schlepperproduktion in Hattingen weiterlief​. 1955 verkaufte man das Werk Hattingen an O&K, und kurz darauf wurde die Traktorenproduktion eingestellt. Das frühere Nordhäuser Stammwerk übernahm später die DDR-Firma GP Papenburg (VEB Maschinenbau)​, wurde aber nach der Wende wieder von der ehemaligen Schmidt-Kranz-Firma übernommen​.

Wichtige Traktormodelle von Normag

Die Pioniermodelle der Normag-Zorge GmbH trugen noch keine Zahlennamen, sondern wurden als „Rohöl-Ackerschlepper“ bezeichnet: Einzylinder-Zweitakt-Glühkopfmotor (heißer Kolben) mit etwa 20–26 PS, ähnlich dem Lanz Bulldog​. Ab 1938 hieß der Dieselschlepper NG 22 (22 PS), ab 1941 folgte der NG 10 (ebenfalls 22 PS)​. Diese Modelle wurden jedoch bereits 1942 wegen Treibstoffmangels eingestellt, es blieb nur der NG 25 übrig, der mit einem Holzvergaser betrieben wurde​. Der NG 25 ermöglichte trotz Dieselknappheit den weiteren Einsatz in der Landwirtschaft.

Nach dem Krieg brachte Normag neue Typen auf den Markt: 1946 folgte der NG 23 (24 PS) – ein technisch weitgehend unveränderter Nachfolger des NG 22. Bereits 1947 erschien der NG 23 K, bei dem erstmals ein neu entwickelter eigener Motor aus dem Hattinger Werk zum Einsatz kam​. In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre wurden leistungsschwächere Kleintraktoren eingeführt: Ab 1949 ergänzte der NG 15 L (15 PS) das Programm, 1950 folgte der größere NG 35 (35 PS)​.

1952 wurden mehrere neue Normag-Typen vorgestellt: Die C 10 (10 PS) und die beiden Faktor-Modelle Faktor I und Faktor II (jeweils rund 10–12 PS) deckten den unteren Leistungsbereich ab, während mit dem NG 45 ein 45-PS-Großtraktor hinzukam​. Damit bot Normag ein komplettes Traktorenprogramm von etwa 10 bis 45 PS an. 1954 präsentierte Normag die beiden Kornett-Typen: Kornett I (K 12a, 12 PS) und Kornett II (K 18a, 18 PS)​.

1956 stellte O&K unter Normag-Flagge eine völlig neue Modellreihe vor: die Typen N 12 (12 PS) und K 15a (15 PS) für einfache Einsatzzwecke, K 18a (18 PS) und F 22 (22 PS) als mittlere Schlepper sowie F 30 (30 PS) und die überarbeiteten NG 35 M und NG 45 L für höhere Leistungsanforderungen​. Diese Traktoren hatten modernere Karosserien und gaben dem Sortiment ein einheitliches Erscheinungsbild. 1957 kamen schließlich noch die kleineren K 13a und K 16b hinzu. Trotz dieser Vielfalt reichten die Verkaufszahlen nicht aus, um im Markt zu bestehen – die Fertigung lief Ende 1957 aus.

Normag K18a mit 18 PS, Baujahr 1957, Foto: Public Domain
Normag K18a (18 PS, Baujahr 1957) auf einer Landtechnik-Schau. Der K 18a gehört zur letzten Normag-Modellreihe von 1956/57.

Bedeutung und Einfluss der Normag-Traktoren

Normag-Traktoren waren regional vor allem in Westdeutschland verbreitet, da ihre Vorkriegsmodelle hauptsächlich dort abgesetzt wurden. Mit dem umfangreichen Modellangebot (ca. 10–45 PS) deckte Normag ein breites Leistungsspektrum für Klein- und Mittelbauern ab​. Die technischen Besonderheiten – etwa der Holzgas-Antrieb des NG 25 – halfen, während der Treibstoffkrise im Krieg und der Nachkriegszeit die Landmaschinen im Einsatz zu halten​.

Damit trugen Normag-Ackerschlepper zur Mechanisierung der Landwirtschaft in den 1930er–1950er Jahren bei. In vielen Dörfern blieben Normag-Traktoren auch nach Produktionsstopp bis in die 1960er Jahre im Einsatz, was an der 1958 eingerichteten Ersatzteilversorgung durch Porsche-Diesel abzulesen ist. Insgesamt bieten die Normag-Modelle ein anschauliches Stück Agrargeschichte: Sie zeigen, wie ein kleiner deutscher Hersteller zwischen den Weltkriegen und im Nachkriegsaufbau eine lückenlose Traktorenpalette entwickelte und dadurch die Landtechnik jener Zeit mitprägte​

Technische Übersicht der Normag Traktoren

Übersichtlichstabelle mit den wichtigsten technischen Daten ausgewählter Normag Traktormodelle. Die Werte basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen. Maße können je nach Ausführung leicht variieren.

ModellBaujahrMotorartLeistung (PS)Hubraum (cm³)Länge (mm)Breite (mm)Höhe (mm)
NG 10ab 19381-Zyl. Glühkopf (Rohöl)10ca. 1.000k. A.k. A.k. A.
NG 221938–19421-Zyl. Glühkopf22ca. 3.800ca. 3.000ca. 1.600ca. 1.700
NG 23ab 1946Diesel (verschiedene Anbieter)24ca. 2.500–3.000ca. 3.050ca. 1.650ca. 1.750
NG 25 (Holzgas)1942–1945Holzgas (Ottomotor)25ca. 4.000k. A.k. A.k. A.
NG 15 Lab 1949Normag Diesel15ca. 1.500ca. 2.600ca. 1.600ca. 1.600
NG 35ab 19502-Zyl. Diesel35ca. 3.300ca. 3.300ca. 1.700ca. 1.800
NG 45ab 19512-Zyl. Diesel45ca. 4.100ca. 3.500ca. 1.800ca. 1.900
Kornett I (K12a)1954–19571-Zyl. Normag Diesel121.1692.5801.4201.420
Kornett II (K18a)1954–19571-Zyl. Normag Diesel181.5682.5801.4201.420
Faktor I1953–1954Normag Diesel15–20ca. 1.500ca. 2.600ca. 1.400ca. 1.400
K 13a1957–1958Normag Diesel13ca. 1.200ca. 2.600ca. 1.400ca. 1.400
K 16b1957–1958Normag Diesel16ca. 1.400ca. 2.600ca. 1.400ca. 1.400
NG 35 M1956–1957Normag Diesel35ca. 3.300ca. 3.300ca. 1.700ca. 1.800
F 22ab 19562-Zyl. Normag Diesel22ca. 2.200ca. 3.000ca. 1.600ca. 1.700
F 30ab 19562-Zyl. Normag Diesel30ca. 2.800ca. 3.200ca. 1.700ca. 1.800

Hinweise

  • „k. A.“ bedeutet „keine Angabe“ – für manche frühe oder seltene Modelle sind keine genauen Maße überliefert.
  • Die Angaben sind typische Durchschnittswerte und können je nach Ausführung leicht variieren.
  • Die Motoren stammten teilweise von Normag selbst, aber auch von anderen Herstellern wie Deutz oder MWM (vor allem bei frühen NG-Modellen).

Quellen

Informationen entstammen Fachliteratur und historischen Archiven ​de.wikipedia.org, de.wikibooks.org, ​​landtechnik-historisch.de​, ​nordhausen-wiki.de und wurde mittels KI zusammengefasst. (Bilder: Normag NG22/Wikimedia Commons, Normag Kornett I/Wikimedia Commons, Normag K18a/Wikimedia Commons.)